Durch einen glücklichen Zufall finden Forscher ein neues Farbpigment und taufen es «YInMn-Blau». Erfahren Sie, warum ein neues Blaupigment eine grosse Seltenheit ist und warum Indium dabei eine entscheidende Rolle spielt.

Blau ist mit Abstand die beliebteste Farbe. Wir verbinden sie mit Harmonie, Zufriedenheit und Ruhe. Sie steht in vielen Kulturen auch für das Königliche oder gar Göttliche. So trug der Pharao im alten Ägypten bei festlichen Anlässen einen blauen Helm, um seine direkte Abstammung von den Göttern zu zeigen. Erstaunlich ist, dass die Farbe Blau in der Natur fast nicht zu finden ist. Zwar kann ein strahlender Sommerhimmel oder ein karibisches Meer auf uns blau wirken, jedoch ist dies nur eine Reflektion von Licht. Natürliche Farben werden aus Pigmenten gewonnen. So sind die Blätter eines Baumes grün durch das Pigment Chlorophyll und die Karotte ist durch Carotinoide orange. Diese Pigmente können verhältnismässig einfach gewonnen werden. Blaue Pigmente hingegen sind äusserst selten und daher seit Jahrtausenden sehr begehrt.

Aus Halbedelsteinen entsteht wertvolles Blau

Vor über 6000 Jahren importierten die Ägypter aus den Bergen Afghanistans den bläulichen Halbedelstein Lapislazuli und benutzen diesen als seltenen Schmuck. Lapislazuli fand man unter anderem in der Totenmaske des Pharaos Tutanchhamun oder als Grabbeigabe für Pharaos Ramses. Im Mittelalter wird aus gemahlenem Lapislazuli das Pigment Ultramarin gewonnen. Das tiefblaue Pigment erhielt seinen Namen, da es damals von jenseits des Meeres nach Europa kam (ultra mare). Viele berühmte Maler verwendeten damals Ultramarin für ihre Gemälde. Die Seltenheit und aufwendige Gewinnung machte es jedoch zu einer teuren Zutat, die zeitweise teuer als Gold war. Daher wurde das wertvolle Blau nur sparsam eingesetzt, meistens für die Darstellung von Jesus Christus oder der Jungfrau Maria.

Indium verhilft zum blauen Wunder

Heute werden Farben meistens künstlich hergestellt. Jedoch werden für Naturfarben weiterhin Pigmente verwenden. Diese sind gerade bei Kunstmalern sehr beliebt.  Neue Pigmente werden jedoch selten gefunden. Das letzte Blaupigment wurde vor über 200 Jahren entdeckt. Umso höher schlugen die Wogen, als in den USA ein Forscherteam im Jahr 2009 durch puren Zufall ein neues Blau entdeckte. Professor Mas Subramanian von der Oregon State University und sein Team waren auf der Suche nach einem Material mit besonderen elektrischen und magnetischen Eigenschaften für die Nutzung in der Elektronik. Beim Experimentieren mit verschiedenen seltenen Erden entdeckten die Forscher jedoch keinen neuen Superleiter, sondern ein neues blaues Pigment. Das intensiv leuchtende blaue Pulver entstand beim Mischen und Erhitzen von der Elemente Yttrium, Indium und Mangan auf über 1200 Grad. Die Forscher liessen ihre Entdeckung patentieren und tauften das neue Blau «YInMn» – benannt nach den drei seltenen Erden aus denen es besteht.

Seit kurzem wird nun YInMn-Blau kommerziell produziert und ist erstmals für Künstler und die Industrie erhältlich. «YInMn» erweist sich als erstaunlich praktisch. So ist das neue Blau lichtecht, sehr temperaturbeständig und deckt gut ab. Zudem ist die Farbe nicht giftig und verhältnismässig einfach herzustellen. In Europa vertreibt die Firma Kremer-Pigmente seit wenigen Monaten das Mischoxidpigment für knapp 180 € pro 50g. Parität mit dem Goldpreis hat das blaue Pulver nicht. Ein Kilo «YInMn» kostet zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels aber trotzdem etwa zwei Unzen Gold –  oder knapp 10kg Indium.

 

Bild: Oregon State University

Quellen:

https://www.seilnacht.com/Lexikon/Ultramar.html

https://de.wikipedia.org/wiki/Ultramarin

https://chemistry.oregonstate.edu/content/story-yinmn-blue

https://www.kremer-pigmente.com/de/shop/pigmente/45320-yinmn-blue.html