In Zeiten des Umstiegs auf erneuerbare Energien und Elektrofahrzeuge werden von der Industrie immer grössere Mengen seltene Metalle benötigt. Einige dieser Metalle, unter anderem Wolfram, Kobalt, Zinn, Indium und Gallium werden als «Kritische Metalle» bezeichnet, weil die zukünftige Nachfrage vermutlich nochmals stark ansteigen wird und das Risiko von Versorgungsengpässen besonders hoch ist. Es stellen sich nicht nur Versorgungsfragen, sondern zunehmend auch ökologische, denn der Abbau von Metallen jeglicher Art ist häufig problematisch.
Erneuerbare Energien
Der Umstieg von fossilen Brennstoffen bzw. Kernenergie auf erneuerbare Energien wie Solar- Wasser und Windenergie setzt zwar politisch wichtige Zielvorgaben, stellt die Energie- und Rohstoffbranche jedoch vor grosse Umwälzungen. Eine komplette, gar weltweite Abkehr von fossilen Brennstoffen erscheint aus heutiger Sicht äusserst schwierig, insbesondere in Anbetracht der grossen Nachfrage nach seltenen Metallen, die einen Umstieg auf neue Technologien erst ermöglichen.
Für die Herstellung von Solarzellen beispielsweise wird vorwiegend Silizium, immer häufiger auch Indium und Gallium verwendet. Rechnet man hoch, wie viel dieser Metalle man für die Stromversorgung der gesamten Menschheit benötigen würde, kommt man schnell zum Schluss, dass die vorhandenen Reserven schlicht nicht ausreichen würden. Eine Diversifizierung an unterschiedlichen Technologien ist folglich unumgänglich.
Elektrofahrzeuge
In dreissig Jahren werden wir auf unseren Strassen kaum noch Fahrzeuge antreffen, die mit fossilen Brennstoffen angetrieben werden. Insbesondere die Herstellung von Batterien sowie die elektronische Steuerung von Fahrzeugen erfordert schon jetzt grosse Mengen an verschiedenen seltenen Metallen. Absehbar ist eine Vervielfachung der Nachfrage beim totalen Umstieg auf Elektrofahrzeuge, was die Länder mit den grössten Reserven an kritischen Metallen in den Fokus rückt.
Die Vorkommen von Kobalt beispielsweise liegen zu ca. der Hälfte unter dem Boden der Demokratischen Republik Kongo. Weitere, jedoch viel geringere Vorkommen liegen in Kanada, Australien, Russland und den USA. Diese Länder dürften von einer höheren Nachfrage wirtschaftlich profitieren, aus ökologischer Sicht jedoch ist ein stärkerer Abbau eine grosse Herausforderung.
Ökologie und Recycling
Wie vorgängig erwähnt, stellen sich bei stärkerem Abbau von seltenen Metallen zunehmend ökologische Fragen. Eine Umstellung auf erneuerbare Energien und Elektrofahrzeuge soll möglichst wenig Graue Energie benötigen, damit diese Umstellung auch tatsächlich sinnvoll ist und nicht nur eine Verschiebung der Emmissionen darstellt.
Ein Stichwort drängt sich bei dieser Überlegung geradezu auf: Recyling. Aus ökologischer Sicht ist eine möglichst hohe Recyclingquote der einzige Ausweg aus dem Dilemma. Aktuell liegt die Recyclingquote von Seltenen Erden bei unter 2 Prozent, es besteht also noch enormes Potenzial. Der Grund für die tiefe Quote liegt bei der Tatsache, dass Seltene Erden in sehr geringen Mengen pro Produkt verwendet werden. In einem Smartphone werden jeweils nur wenige Gramm davon verbaut, was ein Recycling unrentabel macht. Auch die derzeit noch tiefen Rohstoffpreise machen das Recycling nicht interessanter. Dies könnte sich bei steigender Nachfrage und dementsprechend steigenden Preisen jedoch rapid verändern.
Ein Umstieg auf erneuerbare Energien und Elektrofahrzeuge macht nur Sinn, wenn der Abbau von Rohstoffen nach strengen ökologischen Kriterien erfolgt. Zudem ist ein umfassendes Recycling unumgänglich. Denn ohne eine Wiederverwendung der bereits verbrauchten seltenen Metalle sind schlicht nicht genügend Rohstoffe für die Zukunft vorhanden.